An(tro)pologia

Ein Experiment über Zerfall und Beständigkeit

Phase 1: Formgebung

Wie so viele Erdmaterialien besitzt auch der Ton eine Art Eigenleben. So spielt bei der Formgebung die Schwindung eine entscheidende Rolle, die bei Nicht-Beachten dazu führen kann, dass die Keramik Risse bekommt oder sich deformiert. Da in meiner Arbeit mehrere Drahtelemente vorgesehen waren, beschloss ich gleich zu Beginn mit Paper Clay zu arbeiten. Die Masse produzierte ich selbst nach Otaka Slivas Methode. Die Kapseln wurden anschließend unterschiedlich hoch gebrannt.

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Phase 2: Bepflanzung

Die Kapseln sollten nun mit „Leben“ befüllt werden. Dies geschah über gefundene und gekaufte Pflanzen, sowie Samen, darunter Nutz- und Zierpflanzen sowie Neophyten, die in die Kapseln eingebracht wurden.

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Phase 3: Beobachtung

Ziel war es unterschiedliche Bepflanzungen vorzunehmen und diese anschließend sich selbst zu überlassen, um so die natürlichen Prozesse beobachten zu können. Zuerst fielen Schnecken und Läuse genüsslich über meine Pflanzen her. Es folgten Unwetter, Hagelstürme und Hochwasser. Nicht einzugreifen fiel mir äußerst schwer. Fast automatisch schlüpfte ich in die Rolle der Gärtnerin und wollte meine Schützlinge hegen und pflegen. Wie viel Natur ist das dann eigentlich noch, wenn ich eingreife?  Kann eigentlich in dieser Hinsicht von Naturschutz gesprochen werden, wenn doch deutlich gegen gewisse Aspekte der Natur vorgegangen wird? Wo sind hier die Grenzen von Natur und Kultur? Gibt es diese Grenze überhaupt?

Abhängig von der Brenntemperatur veränderten sich die Kapseln unter Einfluss der natürlichen Prozesse unterschiedlich stark. Die Ungebrannten zerfielen klarerweise innerhalb kürzester Zeit und wurden somit wieder Teil der Erde. Die niedrig gebrannte Ware blieb formstabil, zeigte eine äußerst interessante Farbgebung – mit Tönen von Braun, Gelb und Grün. Hochgebrannt fand keine Veränderung der Kapsel statt, zumindest nicht innerhalb des beobachteten Zeitraums.

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Phase 4: Ausstellung

Nach 4 Wochen im Freien wurden die Kapseln mitsamt Pflanzen ausgestellt. Danach wurden sie wieder im Außenraum platziert, sodass sie sich nach wie vor durch natürliche Prozesse verändern.

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© Karoline Walter 2017